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“Bei uns sind Fehler ganz klar erwünscht”

Julia Eckhoff hat die Digitalwerkstatt von Beginn an mitaufgebaut und leitet beide Standorte in Berlin. Spricht man mit ihr über die Arbeit dort, springt der Funke sofort über: Die zahlreichen Geschichten von Kindern, die in der Digitalwerkstatt mit leuchtenden Augen Neues erkunden, lassen sie beim Erzählen strahlen.

Mit Neugier und Begeisterung

Welche Aspekte Julia in der Arbeit mit Kindern besonders wichtig sind und was die Digitalwerkstatt für sie zu einem ganz besonderen Ort des Lernens macht – das erzählt sie in ihrer Nahaufnahme.

Julia, seit zwei Jahren leitest du die Digitalwerkstatt in Berlin. Viele Kurse, viele Kinder. Welche Momente hast du bisher als besonders wertvoll erlebt?

Für mich ist schön, miterleben zu können, mit welcher Neugier und Begeisterung Kinder in der Digitalwerkstatt Neues erforschen und lernen. Bei uns öffnet sich für viele eine ganz neue Welt. Gerade wenn Kinder bei uns etwas gestalten und schaffen, was sie vorher überhaupt nicht für möglich gehalten haben, erfreut und berührt mich das sehr.

Wie schafft ihr es, dass sich den Kindern diese neue Welt eröffnet? Was macht ihr richtig?

Ich denke, es ist die Kombi aus inspirierendem Lernort und handlungsorientiertem Ansatz, durch die sich unsere Digitalwerkstatt auszeichnet. Bei uns lernen Kinder, indem sie selbst etwas tun und gestalten. Wir trauen ihnen was zu, ermöglichen ihnen, eigene Fragen und Lösungen zu entwickeln. Dahinter steckt die Erfahrung, dass Kinder hochmotiviert und nachhaltig lernen, wenn sie aktiv und emotional involviert sind. Unser Content Team legt dabei viel Wert auf die Konzeption innovativer und altersgerechter Projekte. Wir bieten den Kindern einen Rahmen, in dem sie sicher und gut begleitet sind.

Ich möchte, dass Kinder keine Angst davor haben, etwas falsch zu machen.

Was liegt dir ganz persönlich in der Begegnung mit den Kindern am Herzen?

Mir ist wichtig, Kinder in ihrer Einzigartigkeit, ihren individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen wahr und ernst zu nehmen. Zu erleben, mit welchem Interesse und Wohlwollen unsere Trainer ihnen begegnen, erfreut mich entsprechend sehr. Und ich nehme mir auch selbst gern die Zeit, mit den Kindern in Kontakt zu kommen, mitzufühlen, wenn etwas nicht so funktioniert wie gedacht, sie zu ermutigen, neue Wege auszuprobieren, mich mit ihnen über Erfolge zu freuen – und viel zu lachen!

Was möchtest du ihnen mit auf den Weg geben?

Ich möchte, dass Kinder keine Angst davor haben, etwas falsch zu machen. Bei uns in der Digitalwerkstatt sind Fehler sogar ganz klar erwünscht. Nur wer mutig etwas ausprobiert, nicht gleich aufgibt, wenn etwas nicht funktioniert, sondern interessiert nach der Lösung des Problems forscht, geht einer Sache wirklich auf den Grund.

Warum findest du das so wichtig, dass Kinder den Sachen wirklich auf den Grund gehen, sich aktiv in der digitalen Welt bewegen?

Die Digitalisierung verändert unser Leben in vielfältiger Weise und hat auch die Lebenswelt unserer Kinder längst schon erreicht. Kinder interessieren sich für neue Technologien, sie haben keine Berührungsängste. Dabei ist ihre Nutzungskompetenz meist deutlich stärker ausgeprägt als ihr Verständnis für die Prozesse dahinter. Zu verstehen, wie ein Computer arbeitet, oder eine App selbst erstellen zu können, bringt Kinder – und auch Erwachsene – in eine wunderbar souveräne Position. Es vollzieht sich ein Wechsel in Perspektive und Haltung: Statt Technologie nur zu nutzen und entsprechenden Entwicklungen passiv ausgeliefert zu sein, können wir sie selbst mitgestalten und aktiv daran mitwirken, wie unsere Welt aussieht und funktioniert.

Ich wünsche mir, dass digitales Lernen mit seinen Potenzialen in der Schule zur Selbstverständlichkeit wird.

Können dich die Kinder dabei immer noch und immer wieder überraschen?

Na klar – und wie! Kinder lieben es, kreativ zu sein, und haben oft sehr süße und verrückte Ideen. Mich beeindruckt auch sehr, mit welcher Liebe und Ausdauer viele Kinder an ihren Projekten feilen und die Ergebnisse sind entsprechend toll. Was mich zudem immer wieder überrascht, ist, wie gut sich Kinder auch noch nach Monaten an Details aus unseren Kursen und Workshops erinnern.

Was hast du selbst in den letzten beiden Jahren gelernt?

In den letzten beiden Jahren haben wir viel praktische Erfahrung im Bereich digitale Bildung für Kinder gesammelt. Wir wissen nun schon ziemlich gut, welche Ansätze sich für welche Altersgruppen eignen und worauf bei der Planung und Umsetzung von digitalen Projekten mit Schulklassen besonders zu achten ist. Interessant finde ich, welche große Bedeutung der Sprache in unserer Arbeit zukommt. So unterstützen wir Kinder sehr aktiv darin, passende Worte zu finden, um ihre digitalen Vorhaben und Arbeitsschritte zu beschreiben. Digitale Werkzeuge wiederum nutzen wir gezielt zur Wortschatzarbeit. Sprachförderung und digitales Lernen schließen sich also nicht aus, sondern können sich im Gegenteil sehr fruchtbar ergänzen.

Was wünscht du dir für die Zukunft des digitalen Lernens in Deutschland?

Ich wünsche mir, dass digitales Lernen mit seinen Potenzialen in der Schule zur Selbstverständlichkeit wird. Alle Kinder, unabhängig von Herkunft oder Geschlecht, sollten Zugang dazu erhalten. Wir arbeiten jetzt schon daran, das Thema nachhaltig in die Schule zu bringen. Ich hoffe, dass auch wir als Gesellschaft zunehmend eine souveräne Haltung zu Technologie finden, selbst Urteils- und Handlungsfähigkeit in dem Feld entwickeln. Dazu ist wichtig, dass wir uns mit dem Thema beschäftigen. Mein Traum ist, dass die Frage nach digitaler Bildung in der Schule den Anstoß gibt, neue Formen des Lernens für uns zu erschließen. Es geht letztlich um viel mehr als um Technologie. Es geht um neue Kompetenzen!