Digitale Bildung in ungewöhnlichen Zeiten - Teil 4
Unser Trainer Mats Witte beleuchtet die derzeitige Situation der Bildungslandschaft und macht sich Gedanken zu Learnings, die wir aus der Coronakrise für den Bereich Digitale Bildung ziehen können.
Mats Witte ist Trainer in unserer HABA Digitalwerkstatt in Frankfurt. Aufgrund der Coronakrise hat er aber auch viel Zeit im Homeoffice verbracht. Die Krise sieht er vor allem als Chance für die Digitale Bildung. Er hofft, dass sich Bildung durch digitales Lernen endlich weiter demokratisiert und digitale Bildungsangebote zunehmend in Schulen zum Einsatz kommen. Seine Vision ist Ungleichheiten zu überbrücken und Kindern neue Möglichkeiten zu eröffnen.
Digitale Bildung: Abhängig von Einkommen und Wohnort
Der Zugang zu Bildung ist immer noch wesentlich geprägt durch den Bildungsstand und das Einkommen der Eltern, und bleibt ein zentraler Punkt des Kampfes gegen Bildungsungleichheit. Doch auch der Ortsfaktor ist nicht unbedeutend. Durch die traditionelle Ortsgebundenheit von Unterricht bleibt ganzen Regionen und Ländern der Zugriff auf hochqualifizierte Lehrkräfte und die neuesten Inhalte verwehrt. Doch technologische und gesellschaftliche Entwicklungen vollziehen sich immer schneller. Trotzdem bleiben die Vermittlungsprozesse jedoch weitestgehend traditionell.
Der Zugang zu Bildung ist immer noch wesentlich geprägt durch den Bildungsstand und das Einkommen der Eltern, und bleibt ein zentraler Punkt des Kampfes gegen Bildungsungleichheit.
Auch wir als HABA Digitalwerkstatt setzen uns mit dieser Thematik immer wieder auseinander: Wie können wir Digitale Bildung auch in abgelegene Regionen bringen? Dennoch hoffe ich, dass die vergangenen Wochen nachhaltige Veränderungen mit sich bringen und digitalen Technologien endlich flächendeckend Einzug in den Bildungssektor halten.
Distance Learning - ein Modell mit Zukunft?

Während Homeoffice den meisten Menschen schon ein Begriff ist, war hierzulande Distance Learning im Schulkontext bisher noch undenkbar. Entsprechend herausfordernd waren die Schulschließungen auch für Kinder, Familien, Lehrkräfte und weitere involvierte Personen. Welche Anforderungen sollte Homeschooling aber in einer sich zunehmend digitalisierten Welt erfüllen?
Mittlerweile besitzt nahezu jeder Mensch in Deutschland nicht nur ein digitales Endgerät, sondern direkt mehrere. Auch mobiles Internet wird stetig günstiger und die Abdeckung weiter ausgebaut. Dezentraler Unterricht ist also nicht mehr wirklich eine Frage der Technologie. Die entsprechenden Technologien sind nämlich auf dem freien Markt zugänglich. Klar sollte durch die während der Coronakrise gemachten Erfahrungen nun auch sein, dass die unterschiedlichen digitalen Endgeräte - richtig eingesetzt - mehr als nur Gadgets sind. Meines Erachtens bieten sie eine riesige Chance für eine Demokratisierung der Bildung.
Dezentraler Unterricht ist also nicht mehr wirklich eine Frage der Technologie.
Die großen Universitäten der Ivy League wie Harvard und Yale - Universitäten in den Vereinigten Staaten - bieten bspw. schon seit Jahren kostenlose Online-Kurse an. Es gibt sogar schon ganze Abschlüsse die komplett online und gratis absolviert werden können. Auch sind im Internet immer mehr Plattformen mit Online-Angeboten zu finden, über die Experten verschiedenster Felder ihr Wissen anbieten. Die Potenziale dieser Entwicklung sind nicht zu unterschätzen. Noch nie war es einfacher sich weiterzubilden und nie zuvor hatten so viele Menschen Zugang zu Bildung.
Was können wir aus der Coronakrise für die Digitale Bildung lernen?
Ich bin der Meinung, dass wir die Coronakrise nutzen sollten, um Erfahrungen zu machen und die Bildungslandschaft langfristig zu verändern. Dabei sollte es nicht nur um Konzepte zur Aufrechterhaltung von Schulunterricht durch Online-Veranstaltungen gehen. Ganz grundsätzlich sollten Überlegungen zum Thema Bildung und deren Abhängigkeit von Ort, Geld und auch Zeit stattfinden. Warum müssen Schüler*innen heute noch die Schule wechseln, wenn für das gewünschte Fach nicht genügend Interessierte zusammenkommen? Warum gibt es heute Schulen die manche Fächer nicht anbieten können, weil sie nicht die entsprechenden Fachkräfte bekommen? Warum sind Standorte und Budget noch so entscheidend beim außer lehrplanmäßigen Angebote der Schulen?
Dabei sollte es nicht nur um Konzepte zur Aufrechterhaltung von Schulunterricht durch Online-Veranstaltungen gehen. Ganz grundsätzlich sollten Überlegungen zum Thema Bildung und deren Abhängigkeit von Ort, Geld und auch Zeit stattfinden.
In den letzten Wochen haben wir beobachten können wie unterschiedlich verschiedene Schulen und Lehrkräfte auf diese Umstellung vorbereitet waren. Vor allem bei der technischen Umsetzung haben wir alle viel gelernt. Nun wünsche ich mir, dass die Möglichkeiten der Partizipation und Interaktivität noch stärker genutzt werden und weniger versucht wird alte Lehrkonzepte eins zu eins ins Digitale zu übertragen.

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