Ob mit Wanderschuhen und Kompass oder mit Roboter und Tablet – Lisa Lehnen ist in beiden Welten zuhause: „Nicht alles geht digital oder sollte digital stattfinden, manchmal eignen sich analoge Methoden besser und andersherum. Diese Differenzierung machen zu können und die Wahl zu haben, ist das Entscheidende“, meint Lisa.
Ein Zuhause für neugierige Entdecker schaffen
Lisa Lehnen hat die Digitalwerkstatt in Lippstadt als neuen Wirkungsort gewählt. Vorher hat sie Innenarchitektur studiert, in einem Verlag volontiert und in 322 Tagen 20 Länder bereist. Kulturen, Menschen, Technologien – Lisa liebt es, Neues zu entdecken. Neugier, Entdeckergeist und Freude am Ausprobieren sollen auch in der Digitalwerkstatt in Lippstadt ein Zuhause haben. Welche Erwartungen Lisa noch an „ihre“ Digitalwerkstatt hat und welche Erfahrungen sie aus ihrer Arbeit als Gruppenleiterin bei den Pfadfindern mitbringt – das erzählt sie in ihrer Nahaufnahme.
Lisa, du hast die Welt bereist: 322 Tage, 20 Länder, viele neue Menschen. Eine Weltreise ohne die heutigen Möglichkeiten der digitalen Vernetzung – könntest du dir das vorstellen?
Ja und nein. Prinzipiell treibt mich vorrangig die Neugierde auf fremde Kulturen, neue Orte und Menschen zum Reisen an. Diese Erlebnisse würden ja ohne die digitale Vernetzung nicht geschmälert – ganz im Gegenteil! Vielleicht lässt man sich ohne den ständigen Kontakt über digitale Medien sogar noch etwas mehr auf die bereisten Länder ein. Allerdings ist es ohne Technologien auch deutlich schwieriger, besondere Erlebnisse mit den Daheimgebliebenen zu teilen. Und das ist ja auch ein schöner Teil des Reisens. Smartphone und Laptop helfen natürlich beim „in Kontakt bleiben“ und manchmal ein bisschen gegen Heimweh. Trotzdem hätte ich diese Reise wohl auch ohne die digitalen Möglichkeiten gemacht.
Besonders wichtig finde ich auch, Freude am Ausprobieren – und manchmal auch am Scheitern – zu vermitteln.
Als Gruppenleiterin bei den Pfadfindern hast du bereits viele Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern sammeln können – was ist dir in der Begegnung mit ihnen besonders wichtig?
Kinder haben unheimlich viele kreative Ideen und ungewöhnliche Einfälle. Damit zu arbeiten ist toll! Ich finde, man muss Kinder ernst nehmen in ihrem Tun und ihnen stets auf Augenhöhe begegnen. Dann können daraus sehr viele spannende und oft unerwartete Projekte entstehen. Besonders wichtig finde ich auch, Freude am Ausprobieren – und manchmal auch am Scheitern – zu vermitteln. Das Selbstbewusstsein für den Umgang mit Herausforderungen mitzugeben, aber Erfolgserlebnisse auch entsprechend zu würdigen, das macht Kinder stark.
Online versus offline, Tablet versus Kompass – muss es immer ein Entweder-oder sein? Oder ist nicht gerade die kluge Verknüpfung beider Welten erstrebenswert und zukunftsweisend?
Auf jeden Fall geht es heute ganz stark um die Verknüpfung und das Zusammenspiel von digital und analog. Meiner Meinung nach kann das eine nicht (mehr) ohne das andere funktionieren – oder zumindest nicht optimal leistungsstark. Man darf beide Bereiche und ihre Möglichkeiten (im Alltag, bei Projekten etc.) nicht unterschätzen und sollte das gemeinsame Potential stets im Auge behalten und abwägen. Nicht alles geht digital oder sollte digital stattfinden, manchmal eignen sich analoge Methoden besser und andersherum. Diese Differenzierung machen zu können und die Wahl zu haben, ist das Entscheidende.
Zusammen die Möglichkeiten und Grenzen von Technologie auszutesten, kann sehr viel Spaß machen!
Wenn es um die Natur als Entwicklungsraum für ihre Kinder geht, sind die meisten Eltern begeistert. Wenn es um die digitale Welt geht, sind viele Eltern dagegen verunsichert. Was sagst du den Eltern?
Die Digitalisierung ist aus unserem Leben überhaupt nicht mehr wegzudenken. Sie erleichtert bereits heute den privaten und beruflichen Alltag vieler. Und sie übt eine unglaubliche Faszination aus. Das kennen auch Erwachsene nur zu gut. Vielleicht resultieren gerade daraus so viele Vorbehalte. Da man sich aber dieser Digitalisierung kaum noch entziehen kann, sollte man sich lieber ganz bewusst und vor allem gemeinsam mit den Kindern damit auseinandersetzen. Nur so können sich Kinder aktiv und selbstbewusst in der digitalen Welt bewegen. Und zusammen die Möglichkeiten und Grenzen von Technologie auszutesten, kann sehr viel Spaß machen! Raus gehen und die Natur entdecken muss und soll dadurch natürlich nicht in den Hintergrund rücken. Ich denke, an der Stelle geht es um ein gutes Gleichgewicht.
Was macht die Digitalwerkstatt in deinen Augen aus? Wie beschreibst du eure Lehr- und Lernphilosophie?
In der Digitalwerkstatt geht es vorrangig um das Befähigen von Kindern, aber auch Eltern und Lehrkräften. Bei uns lernen sie, kreativ zu denken, sich Dinge selbstständig zu erarbeiten und gemeinsam tolle Projekte zu realisieren und neue Ansätze zu finden. Sie dürfen sich ganz unvoreingenommen ausprobieren, auch mal scheitern, erfolgreich und stolz sein. Das geschieht in einem ausgewogenen Zusammenspiel von analog und digital und natürlich in einem kindgerechten Rahmen. Die digitalen Medien und Technologien, die wir dazu nutzen, spielen eine wichtige Rolle in unserer Arbeit, sind aber lange nicht der einzige Faktor. Darauf legen wir in der Entwicklung unserer Angebote sehr viel Wert.